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Tischregeln und schlechte Esser

Was vielen Eltern das Managen ihres Familienessens erschwert, ist das Essverhalten ihrer Kinder. Aber woher kommt es, dass Kinder zu „schlechten“ Essern werden. Tragen wir als Eltern vielleicht etwas dazu bei? Normalerweise lernen die Babys das Essen von uns Eltern, deshalb bin ich geneigt die Verantwortung dafür auch bei uns zu sehen.

In den meisten Familien gibt es wohl Tischregeln, ob bewusst besprochen und umgesetzt oder „natürlich gewachsen“. Manche Regeln können positive Gefühle wecken und die Kinder werden zu „guten“ Essern, die nicht nur Nudeln mit Ketchup essen. Auf der anderen Seite gibt es Tischregeln, die genau das Gegenteil bewirken. Aus Kindern werden Jugendliche und Erwachsene, die zu viel Fett und Zucker essen, die nicht auf ihr Sättigungsgefühl hören, zu viel oder zu wenig essen. Deswegen ist es wichtig für uns Eltern sich mit unserem eigenen Essverhalten auseinanderzusetzen und richtige Regeln bei den Kindern ab Beikoststart umzusetzen.

Ich möchte dir sechs Tischregeln vorschlagen, die du von Anfang an beachten solltest. Sollten deine Kinder bereits „schlechte“ Esser sein, versuch die Regeln langsam einzuführen. Du kannst nicht alles gleichzeitig umsetzen! Geh die Mahlzeiten erst einmal entspannter an und überlege, ob sie wirklich schlechte Esser sind. Es reicht, wenn sie aus jeder Lebensmittelgruppe ein paar Lebensmittel essen: Gemüse, Obst, Getreide, Milchprodukte, Öle und Fette, wenig Süßigkeiten und bei den Getränken Wasser.

Kein Zwang beim Essen

Die allerwichtigste Regel bei Essen lautet: Kein Zwang. Die Kinder werden nicht gezwungen etwas zu essen, was sie nicht wollen. Wie auch in anderen Bereichen der Erziehung erreichen wir mit Zwang leider oft das Gegenteil. Wir bestimmen, was auf den Tisch kommt, und die Kinder bestimmen, wie viel sie essen. Sobald Kinder aber Vorlieben äußern oder Abneigungen, sollte man es in die Mahlzeitenplanung miteinbeziehen. Durch Zwang kann es schnell passieren, dass das Kind ein gestörtes Essverhalten entwickelt. Es könnte später entweder zu viel essen und übergewichtig werden, was oft zu Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viel mehr führt. Oder es schlagt in das Gegenteil um und das Kind hungert, sobald es die Freiheit spürt und seine Freiheit ausübt. Denn vieles bestimmen wir im Leben unserer Kinder, aber das Essen können sie sehr bald ohne uns regulieren.

Diese Regel gilt schon ab Beikoststart. Der Löffel mit Brei sollte dem Baby nur vor den Mund gehalten werden und es sollte den Inhalt selbst „einsaugen“. Lerne die Anzeichen dafür zu erkennen, dass dein Baby satt ist. Beikost bedeutet, dass die Kinder das Erwachsenenessen erst kennenlernen. Deshalb sollte das das Ziel sein und nicht, dass das Baby ganz schnell 190 Gramm pro Mahlzeit isst und am besten gleich drei Mahlzeiten am Tag. Hier werden die Weichen für später gestellt.

Keine Gadgets, Fernsehen, Spielzeug am Tisch

Eigentlich gehört diese Punkt tatsächlich zum Zwang. Du kennst es doch bestimmt von dir selbst oder von deinen Freunden. Viele von uns haben kein gesundes Essverhalten. Wir essen am Fernseher oder vor dem Laptop und dann essen wir zu viel. Der Körper merkt gar nicht, wenn er satt ist. Genauso geht es dem Kind, das seine Lieblingszeichentrickserie beim Essen schaut. Es merkt nicht, wenn es satt ist. Mama und Papa sind glücklich, dass es so ein guter Esser ist. Aber ein guter Esser ist eher jemand, der isst, bis er satt ist. Und bei Kleinkindern funktioniert dieser natürliche Mechanismus noch ganz gut. Das sollten wir bewahren, solange es geht.

Tischregeln schlechte Esser

Alle essen gemeinsam am Tisch

Wo lernen Kinder zu essen? Wie das meiste andere auch lernen sie es von uns Eltern. Zumindest funktioniert es am Anfang so. Nur wenn das Kind sieht, wie wir essen, lernt es auch, was und wie essbar ist. Schon vor der Beikost sollte das Baby sehen, dass die Familie isst. Oft höre ich von Mamas, dass sie nur das Baby füttern und dann essen, wenn es schläft. Essen sollte nie dazu da sein, den Bauch vollzustopfen. Sieh es mal aus einer anderen Perspektive. Du investierst in die Zukunft. Du willst sicher keine dieser Mütter sein, die verzweifeln, weil ihr Baby „nichts isst“ oder das Flasche oder kein Gemüse. Eine Mahlzeit sollte in Ruhe stattfinden

Das Gleiche gilt auch für größere Kinder. Auch sie genießen eine ruhige Mahlzeit mit den Eltern und lernen von ihnen die Esskultur. Mindestens einmal am Tag sollte die ganze Familie gemeinsam am Tisch essen, so ist man weniger geneigt, vor alleine vor dem Computer oder vor dem Fernseher zu essen. Man kann sich am Tisch austauschen, den Tag besprechen und neue Pläne fürs Wochenende schmieden. Wenn die Kinder in einer angenehmen Umgebung gemeinsam mit der Familie essen, verbinden sie Mahlzeiten mit einer angenehmen sozialen Erfahrung und sind eher geneigt, etwas Neues zu probieren.

Hast du schon mal gehört, dass Kinder in der Kita besser essen als zu Hause? Das liegt daran, dass sie das Verhalten anderer Kinder abgucken. Wenn dein Kind nicht in eine Kinderbetreuung geht, lade doch mal „gute Esser“ zum Essen ein. Du kennst bestimmt welche, auch wenn viele Mamas sich gar nicht trauen, dieses Glück mit anderen zu teilen.

Zusammen am Tisch können wir Eltern der Vorbildfunktion nachkommen und den leckeren Salat genießen und immer wieder sagen, wie lecker der ist. Du musst den Salat nicht mehr als einmal anbieten, aber irgendwann wird das Kind bestimmt probieren wollen.

Essen ist keine Belohnung oder Strafe

Hast du schon mal etwas von emotionalem Essen gehört? Z.B. trösten sich viele Menschen mit Essen oder essen im Stress, um sich zu beruhigen. Wenn wir anfangen, Essen für die Kinder als Mittel bei Manipulationen einzusetzen, werden sie es später ausbaden müssen.

Ich denke, die meisten von uns haben es in der Kindheit erlebt. Man weint oder hat Sorgen und bekommt dann etwas Leckeres, um sich zu beruhigen. Ich habe das sogar als Mutter mit meinen Kindern ein paar Mal erlebt, dass ältere Leute einfach gleich einen Bonbon oder einen Keks meinen Kindern angeboten haben. Es wird so antrainiert und bleibt auch später „Die Lösung“ emotionaler Probleme. Stattdessen brauchen die Kinder vielleicht etwas Zuwendung, etwas Schlaf oder Unterhaltung.

Maiswaffeln

Nicht naschen zwischen den Mahlzeiten

Eine der schwierigsten Regeln ist das Nicht-Naschen-Zwischendurch. Wie oft habe ich schon gehört: „Mein Kind isst so schlecht!“ Und dann sehe ich, wie das Kind ständig Maiswaffeln, Quetschis und Sonstiges in der Hand hat. Ich verstehe, man will das Kind nicht verhungern lassen und es ist mir auch schon mal passiert, dass wir den Snack zu spät hatten und bei Abendessen nichts gegessen wurde.

Wir Eltern müssen dafür sorgen, dass die Kinder regelmäßig essen. Je nach Alter sind es 4-5 Mahlzeiten am Tag. Damit sind 3 Hauptmahlzeiten und 2 Snacks gemeint. So essen die Kinder alle 2,5-3 Stunden. Am besten in Ruhe eine Pause machen und sich auf das Essen konzentrieren, dann merkt sowohl das Kind, dass es gegessen hat, als auch wir. Und dann erzählen wir nicht, das Kind hätte nichts gegessen. Und nicht einfach schnell eine Brezel im Kinderwagen anbieten und dann erwarten, dass das Kind noch einmal „ordentlich“ isst.

Die Menge hängt immer von dem Bedarf ab. Wenn das Kind ein paar Stunden an der frischen Luft tobt, wird es schon besser essen, als wenn es zu Hause ruhig gespielt hat. Erst mit der Zeit lernen Kinder, dass man auch aus Lust am Essen essen kann.

Wasser von Anfang an

Was ich auch oft von Eltern höre, ist, dass das Kind lieber Saft mag als Wasser. Neben „schlechten“ Essern gibt es auch „schlechte“ Trinker. Woher nimmt ein kleines Kind den Saft? So hart es klingt, aber wir geben den Kindern den Saft und gewöhnen sie an den Geschmack. Und dann erwarten wir, dass sie vernünftig sind und lieber Wasser trinken. Wir Menschen mögen von Anfang an lieber süß. Das Fruchtwasser ist süß, Muttermilch ist süß. Hilf deinem Kind und gewöhne es an Wasser.

Ist es schon Saft gewohnt, versuche den Saft immer mehr zu verdünnen. Natürlich kommt es hier auf das Alter des Kindes an. Mit kleineren Kindern kann man sich Trinkspiele ausdenken und z.B. ein Ritual entwickeln, dass ihr bei Spaziergang an immer den selben Stellen etwas Wasser trinkt (Bank, großer Stein, vor der Brücke). Eine schöne Flasche oder ein besonderer Becher für zu Hause helfen natürlich auch. Mit größeren Kindern hilft nur reden und Abmachungen. Wenn du merkst, dass das Kind oft süße Getränke trinkt statt Wasser, könntest du ihm sagen, dass du dir Sorgen um seine Gesundheit machst und ihn deswegen bittest, 2-3 Gläser Wasser am Tag zu trinken. Ihr könnt euch ja überlegen, wie es dem Kind leichter fallen würde.

Andere Regeln

Natürlich kann jede Familie auch eigene Regeln aufstellen oder mit der Zeit ergänzen:

  • Kinder decken den Tisch mit
  • Kinder räumen ab. Eltern kochen.
  • Am Wochenende backen/kochen alle zusammen
  • Die Eltern bieten dem Kind nur einmal etwas Neues an. Kind entscheidet, wann es probiert.
  • Kinder suchen freitags das Essen aus.

Meine Grundregeln habe ich für dich in diesen schönen Grafiken aufgeschrieben. Du kannst sie kostenlos herunterladen und ausdrucken.

Disclaimer: Alle Tipps betreffen gesunde Kinder. Bei Kindern mit Krankheiten, die das Essverhalten beeinflussen können, wendest du dich am besten an eine Fachärztin/einen Facharzt.


Raus aus dem Kochstress!

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